Gemeinsam in der virtuellen Realität Fotos, Videos und Filme schauen

Virtual Reality ist keine Solo-Erfahrung mehr.

Zugegeben - die Erfahrung war schon etwas abgefahren. Ich befinde mich sitzend auf einer virtuellen Couch. Neben mir befindet sich eine Person, die ebenfalls bei sich zu Hause ein VR-HMD trägt - oder besser gesagt, ihr dreidimensionaler Avatar. Wir können ganz normal miteinander reden. Sobald wir etwas sprechen, bewegt sich der Mund des jeweiligen Avatars. Unsere Kopfrotation wird zum jeweiligen Gegenüber übertragen, sodass man sich gegenseitig beim Sprechen ansehen kann. Ebenso unser Controller, der als Hand repräsentiert wird. Der Ton kommt aus der korrekten Richtung - ich weiß also ganz genau, wer gerade zu mir spricht.

Während Virtual Reality bis vor kurzem noch eine reine Solo-Erfahrung war, ergänzt Facebook inzwischen nach und nach unterschiedliche Social Features. Das Oculus Go HMDs verfügt über ein sogenanntes Party-Feature. Hat man sein HMD mit Facebook verknüpft, findet man in der Freundesliste alle Online und Offline Freunde. Alternativ können auch Bekannte über ihre Nutzerkennung hinzugefügt werden. Im Party-Feature können nun Freunde zu einer Art Konferenz-Schaltung eingeladen werden.

Unterstützt wird dies aktuell von den beiden Apps Oculus TV sowie Oculus Gallery. Zunächst probierten wir Oculus TV. Es befindet sich jeweils einer der Partyteilnehmer in der sogenannten Gastgeber-Funktion. Diese Person kann die aktuell aktive App bedienen und den darzustellenden Inhalt für die weiteren Teilnehmer auswählen. Sobald man sich im Partymodus befindet, werden die Avatare der anderen Teilnehmer nebeneinander dargestellt und man ist die ganze Zeit per Audio-Übertragung miteinander verbunden. So kann man sich absprechen, welcher Inhalt aktiviert werden soll. Die anderen Nutzer sehen die Bedienung durch den Gastgeber nicht, sondern erst den Inhalt, sobald dieser abgespielt wird. Jeder Teilnehmer kann sich jedoch selbst nahtlos in die Gastgeber-Rolle setzen und den Inhalt bestimmen, ohne dass eine Neuverbindung notwendig ist.

Als erstes entschieden wir uns, eine 360 Grad Achterbahnfahrt über Oculus TV wiederzugeben. Dadurch befanden wir uns zügig nebeneinander sitzend in einem Achterbahn-Waggon. Und schon begann die wilde Fahrt. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist der Content der Oculus TV App noch nicht sonderlich überzeugend. Der meiste Inhalt besteht aus relativ einfachen, kurzen 360 Grad Videos ohne 3D-Tiefe. Um etwas qualitativeren Inhalt mit 3D-Tiefe und der für Virtual Reality wünschenswerten Bildwiederholrate zu finden, musste man schon etwas suchen.

Die Funktionalität an sich konnte uns hingegen überzeugen. Das miteinander unterhalten und Inhalte konsumieren wirkte erstaunlich real und natürlich. Man hat nicht unbedingt den Eindruck, miteinander zu telefonieren. Es fühlt sich irgendwie viel echter an.

Später entdeckten wir, dass auch die Oculus Gallery App inzwischen partyfähig ist. Auch hier sieht man die Avatare der anderen Partyteilnehmer und kann frei miteinander kommunizieren. Wichtig ist, dass alle Nutzer die App manuell wechseln müssen. Der Gastgeber hat keine Eingriffsmöglichkeit, den anderen App-Teilnehmern den Wechsel einer App zu erzwingen. Aber auch, wenn man sich außerhalb einer App im Hauptmenü des Oculus HMD befindet, kann man weiterhin miteinander sprechen.

Haben sich alle Nutzer in der Gallery App versammelt, kann der aktuelle Gastgeber stets den darzustellenden Inhalt für die anderen Teilnehmer auswählen. Während Videos scheinbar komplett geladen werden müssen und dadurch erst nach einiger Ladezeit für alle sichtbar sind, laden 3D Fotos beispielsweise hingegen sehr zügig. Und so findet man sich rasch in einer virtuellen Urlaubs-Diashow wieder. Realitätsnahe 3D Fotos für Virtual Reality können übrigens sehr gut mit der Lenovo Mirage VR180 Kamera aufgenommen werden. Die Erfahrung sorgte bei mir für einen richtigen Wow-Effekt.

Jeder Teilnehmer kann, sobald er in die Gastgeber-Rolle gewechselt ist, den anderen Teilnehmern Inhalte wie selbst aufgenommene 3D Fotos von seinen Medienservern und aus seiner Dropbox wiedergeben. Gerade für entfernt lebende Verwandte und Bekannte ist das eine tolle Sache und ein erstaunliches Erlebnis.

Aktuell sind die Funktionen noch etwas experimentell und befinden sich scheinbar weiterhin in Entwicklung und Erweiterung. Wie viele Teilnehmer maximal an einer Oculus Party teilnehmen können, haben wir noch nicht herausgefunden. Auch inwieweit die Funktion bei mehreren Leuten im gleichen Raum mit einem HMD nutzbar ist, wäre interessant und ist aktuell nicht bekannt. Einen zweidimensionalen Foto-Ausdruck kann man ja problemlos durch die Runde reichen, bei einer dreidimensionalen 180 Grad Urlaubsaufnahme ist das hingegen schon etwas komplizierter. Auch sind gegenseitige Berührungen nicht möglich. Hierfür sollten weiterhin reale Treffen in Erwägung gezogen werden.

Da die Funktionalität von Oculus als SDK verfügbar gemacht wurde, können auch Drittanbieter die Party-Funktionalität in ihre Apps einbinden. Unter anderem soll Netflix inzwischen ebenfalls Social Viewing unterstützen.

Auf alle Fälle war die Erfahrung als solche einfach unglaublich. Zugegeben fühlt es sich schon etwas an wie in einem Science Fiction Film. Und auch wenn aktuell noch nicht alles so ausgereift ist, wie man es sich als Nutzer wünschen würde, zeigt es doch, wie die Zukunftsentwicklung voranschreitet und was für ein unglaubliches faszinierendes Potenzial doch in der neuen Technik steckt.

*Auf dieser Seite werden gesammelte Erfahrungen mit eigenen individuellen Erfahrungswerte weitergegeben. Werden darin Artikel wie beispielsweise technisches Equipment vorgestellt, handelt es sich hierbei um kein Sponsoring seitens der Hersteller.

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